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2018-01-13 | 1062 |
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Vom stilistischen Standpunkt aus unterscheidet E. Riesel zwei große Gruppen phraseologischer Fügungen:
I. Phraseologische Fügungen, die funktional differenziert sein können, aber keine semantisch-expressive Stilfärbung besitzen (sog. lexische Einheiten);
II. Phraseologische Fügungen verschiedenster semantisch-expressiver Stilfärbung, d.h. stehende Wortverbindungen, bei denen sich die Verkehrsfunktion mit der Ausdrucksfunktion verbindet und diese sogar in den Vordergrund rückt (sog. expressive Phraseologie). [ Riesel: 184]
Hauptkriterium der stilistischen Klassifikation ist also das Verhältnis von Verkehrs- und Ausdrucksfunktion, als Nebenkriterium dient die grammatisch-strukturelle Beschaffenheit der einzelnen phraseologischen Typen.
I. Die erste Gruppe umfasst feste Wortverbindungen, die vor allem nominative Funktion erfüllen – nominative stehende Wortverbindungen, lexische Einheiten. Sie sind meist funktionalstilistisch bildlos oder mit völlig abgeblasstem Bild, nicht emotional, in der direkten oder übertragener Bedeutung. Hierher gehören:
a) Substantivische oder verbale Wortverbindungen, in der Regel mit funktionalstilistischer Charakteristik: schwarze Pocken, künstliche Niere (medizinische Terminologie), erste Lautverschiebung (linguistische Terminologie), Bilanz ziehen (Terminus der Buchhaltung), ein Gesetz verabschieden (parlamentarischer Terminus), in Strafe nehmen (Gerichtsausdruck). Die Wendungen dieser Gruppe lassen kaum semantisch-stilistische Variationen zu;
b) Adverbiale Wortverbindungen, meist mit nominativ gehobener oder leicht expressiver Stilfärbung: stehenden Fußes, leichten Schrittes, trübes Gemütes, gesenkten Hauptes;
c) Streckformen des Verbs (analytische Verbalverbindungen). Sie können sich durch stilistische Gehobenheit vom korrelativen einfachen Verb unterscheiden: ein Geständnis ablegen – gestehen, einen Schwur ablegen –schwören.
II. Die zweite Gruppe umfasst Fügungen, bei denen die stilistischen Kategorien Bildkraft, Emotionalität in den Vordergrund rücken – phraseologische Wortverbindungen, phraseologische Wortfügungen. Hier lassen sich unterscheiden:
a) Idiome – Fügungen, die einen Einzelbegriff ausdrücken, deren Äquivalent demnach das Wort bildet: den Kopf in den Sand stecken, auf volle Touren kommen, etwas aus dem Stegreif tun, etwas aufs Tapet bringen. Sie sind in der Regel stark expressiv und bildhaft. Insbesondere den Idiomen eignen sich alle möglichen Ausdrucksnuancen (scherzhaft, spöttisch, satirisch, abwertend, feierlich, vertraulich u.a.m), auf jeden Fall ist die Expressivität deutlich spürbar;
b) Zwillingsformeln – Wortpaare, die meist einen Begriff tautologisch ausdrücken: blass und bleich, zittern und zagen, in Saus und Braus. Ein Begriff kann durch zwei thematisch nahestehende Wörter formelhaft gegeben werden: kreuz und quer, hoffen und harren, bei Nacht und Nebel. Seltener wird ein Begriff in antonymische Komponenten zerlegt: nach Jahr und Tag (d.h. nach geraumer Zeit), hier und dort (d.h. an manchen Orten). Formal sind die Zwillingsformeln durch Alliteration (mit Kind und Kegel), durch Assonanz (vom echtem Schrot und Korn), oder durch Endreim (in Saus und Braus) gebunden. Die Stilfärbung der Zwillingsformeln schwankt zwischen literarisch-umgangssprachlich und einfach-literarisch. Wortpaare wie: mit Kind und Kegel, mit Mann und Maus, mit Ach und Krach klingen aufgelockert umgangssprachlich. Hingegen sind solche wie: über Stock und Stein, mit Mühe und Not, angst und bleich, zittern und zagen vollständig schriftsprachlich;
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c) Die stehenden Vergleiche haben starke Bildkraft: weiß wie Schnee, zittern wie Espenlaub, klar wie dicke Tinte, lügen wie geschmiert, wie gedruckt, wie telegraphiert. Sie sind zum überwiegenden Teil literarisch-umgangssprachlich und familiär gefärbt; störrisch wie ein Esel, wie die Kuh vorm neuen Tor dastehen, wie der Hahn am Mist schreiben. Sie können aber auch einfach-literarisch und – in seltenen Fällen – gewählte Stilfärbung besitzen: wie eine Nachtigall singen, tief wie das Grab, zierlich wie ein Elf.
d) Die Sprichwörter, Aphorismen, Sentenzen, Losungen – Fügungen, die einen geschlossenen Gedanken in Satzform mitteilen. Sie sind echtes Nationalgut. Dem Inhalt nach sind sie meistens lehrhaft: Schmiede das Eisen, solange es heiß ist; Wer zuletzt lacht, lacht am besten; Ende gut, alles gut. Sie können aber auch gesellschaftskritischen Charakter haben: Lässt Gewalt sich blicken, geht das Recht auf Krücken; Die kleinen Diebe hängt man, vor den großen zieht man den Hut ab.
Was die semantisch-expressive Stilfärbung betrifft, so sind die Sprichwörter meistens einfach-literarisch oder literarisch-umgangssprachlich. Das hängt zusammen mit ihrer belehrenden Tendenz, mit ihrer inhaltlichen Verallgemeinerung.
Zahlreiche Sentenzen, Aphorismen und Aussprüche berühmter Dichter, Staatsmänner, Gelehrten sind als feste Elemente des Wortbestands in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeflossen. Nach alter Tradirion werden sie unter dem Namen geflügelte Worte in die Phraseologie eingegliedert. Diese Bezeichnung bedeutet, dass es sich um Aussprüche aus nachweisbaren Quellen handelt (Mythologie, Bibel, Literatur, Äußerungen von großer Dichter und Denker), um Aussprüche, die von Mund zu Mund „fliegen“ und bereits feste Elemente des Wortbestands bilden: Proletarier aller Länder, vereinigt euch! [Marx, Engels. Manifest der Kommunistischen Partei].
Mit dem Namen „geflügelte Worte“ werden auch phraseologische Fügungen bezeichnet, die einen Einzelbegriff ausdrücken: der Prediger in der Wüste ( d.h. jemand, der etwas lehrt, ohne dass man auf ihn hört); die bessere Hälfte (d.h. die Gemahlin); den Rubikon überschreiten (d.h. eine entscheidende Handlung unternehmen).
Während Idiome und Sprichwörter gewöhnlich dem nationalem Erbgut angehören, stammt ein großer Teil der geflügelten Worte aus fremden Sprachen. Sie bilden eine besondere Art phraseologischer Übersetzungslehnwörter.
Obwohl die Gruppe der «geflügelten Worte» in struktureller Hinsicht sehr mannigfaltig ist, besitzt sie doch eine einheitliche semantisch-expressive Stilfärbung – sie schwankt zwischen einfach-literarisch und gewählt:
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Gefallen isr der Würfel. [ Julius Cäsar ];
Die Trauben sind noch sauer. [ Äsop ];
Dem Glücklichen schlägt keine Stunde [ F. Schiller ];
Kein Talent, doch ein Charakter [ H. Heine ].
Oft haben Sentenzen und Sprichwörter denselben Inhalt, aber verschiedene Stilfärbung: Man lernt, solange man lebt. – Man wird so alt wie 'ne Kuh und lernt doch immer zu. [ näheres siehe Riesel, Schendels: 88-100].
TERMINI ZUM 3. KAPITEL
Ableitung, die (-en)
1. auch Derivation, die (-en) словопроизводство
2. auch Derivat, das (-e) производное слово
Akronym, das (-e) акроним,
инициальная абревиатура
Allegorie, die (-n) аллегория, иносказание, выражение понятия или идеи в kонкретном художественном образе
bildlicher Vergleich образное сравнение
Doppelsinn, der, auch Wortspiel, das каламбур, двойной смысл
Epitheton, das (Epitheta) эпитет
Euphemismus, der (Euphemismen) эвфемизм
Falschkoppelung, die неправильная связь частей речи
Hyperbel, die гипербола
Idiom, das (-n) идиоматическое образование, общее значение которого не выводится из значений его компонентов
kontextuale, kontextuelle контекстуальные, контекстные Synonyme синонимы
Litotes, die литота
Metapher, die (-n) метафора
Metonymie, die (Metonymien) метонимия
Mittel zum Ausdruck des Kolorits средство воспроизведения
колорита
Oxymoron, das оксюморон
Periphrase, die (-n) описательное выражение, перифраза
Personifikation, die персонификация
Personifizierung, die / олицетворение
Schlagsatz, der (-“e) алогическая концовка
stilistisch differenzierter стилистически окрашенная
Wortbestand лексика
stilistisch undifferenzierter стилистически нейтральная
Wortbestand лекcика
thematische Gruppe тематическая группа
thematische Reihe тематический ряд
thematische Reihe тематический ряд
Vergleich, der (-e) сравнение
Wortfügung, die (-en) словосочетание
Wortbestand, der словарный состав
Zeugma, das (Zeugmas, Zeugmata) зевгма
Zusammensetzung, die сложное слово
Zwillingsformel, die (-n) парные слова, парные словосочетания усилительного характера
Substantivierung, die субстантивация
AUFGABEN ZUM 3. KAPITEL
Test 1.
Wählen Sie die richtige Variante des im Satz vorkommenden Stilistikums:
1. Ich bin totmüde.
a) die Hyperbel b) Bahuvrihi c) der rational präzisierende Vergleich
2. Da hast du dich wirklich überboten.
a) Metapher b) Ironie c) Synekdoche
3. Kein Hund kann davon leben.
a) Synekdoche b) Synästhesie c) Litotes
4. Die Schule des Lebens kann man nicht schwänzen.
a) Personifizierung b) Euphemismus c) Metapher
5. Es ist unwarscheinlich.
a) Litotes b) der knappe Vergleich c) Metonymie
6. stumpfe Farben
a) Synekdoche b) Synästhesie c) Bahuvrihi
7. Trinken wir einen Tropfen Wein!
a) Bahuvrihi b) Meiose c) Allegorie
8. Die Hauptstadt Deutschlands hat viele Sehenswürdigkeiten.
a) gemeinsprachliche Periphrase b) der metaphorische Vergleich c) Litotes
9) Frau Holle schüttelt die Betten.
a) Allegorie b) Synästesie c) Ironie
10) Die Aktentasche eilte durch die Stadt.
a) der erweiterte Vergleich b) Bahuvrihi c) Euphemismus
Test 2.
Wählen Sie die richtige Variante des im Satz vorkommenden Stilistikums:
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1. Es regnet in Strömen.
a) Synästhesie b) Hyperbel c) Entpersonifizierung
2. Ich rühre keinen Finger dafür.
a) Synekdoche b) Litotes c) funktionale Metapher
3. In den Märchen siegt immer die Liebe.
a) Personifizierung b) Hyperbel c) funktionale Metapher
4. Er hat dafür nicht wenig erhalten.
a) lexikalische Metapher b) Litotes c) Bahuvrihi
5. goldene Hände
a) Synästhesie b) Personifizierung c) der rational präzisierende Vergleich
6. Er wohnt einen Katzensprung von uns entfernt.
a) Meiose b) Synekdoche c) der erweiterte Vergleich
7. Ich möchte das Land der Pyramiden besuchen.
a) Bahuvrihi b) gemeinsprachliche Periphrase c) Allegorie
8. Cäsar zog an den Rhein.
a) Metonymie b) Symbol c) Litotes
9. Mein Sohn ist schon ebenso groß wie der Vater
a) Synästhesie b) der rational präzisierende Vergleich c) Ironie
10. Ein Berg Papier lag auf dem Tisch
a) funktionale Metapher b) Euphemismus c) Synekdoche
Test 3.
Wählen Sie die richtige Variante des im Satz vorkommenden Stilistikums:
1.Er stieß ihm das Eisen.
a) Metonymie b) Hyperbel c) der metaphorische Vergleich
2. Sie war zu tiefst berührt.
a) Synekdoche b) Hyperbel c) individuelle Periphrase
3. Mein Fuß betritt nicht mehr diese Schwelle.
a) Synekdoche b) Hyperbel c) grammatische Metapher
4. Die Tür quitscht.
a) Personifizierung b) Litotes c) Bahuvrihi
5. schreiendes Rot
a) Synästhesie b) Ironie c) der erweiterte Vergleich
6. Nach einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation sind in der kapitalistischen Welt mehr als 40 Millionen Mädchen und Jungen im Kindesalter wirtschaftlich aktiv.
a) lexikalische Metapher b) Metonymie c) Euphemismus
7. Das hast du aber gut gemacht!
a) individuelle Periphrase b) Synästhesie c) Ironie
8. Da kam der Sensenmann und nahm ihn mit.
a) grammatische Metapher b) Synekdoche c) Allegorie
9. Ich möchte einer werden so wie die, die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren.
a) der erweiterte Vergleich b) Personifizierung c) Synekdoche
10. Er redet nicht schlecht.
a) Litotes b) lexikalische Metapher c) der metaphorische Vergleich
Aufgaben:
1. Die folgenden Ausdrücke bedeuten alle dasselbe. Was aber?
Geil, abartig, echt, irre, total, wahnsinnig, affengeil, steil, klasse, stark, Spitze, super.
2. Männliche oder weibliche Person?
Typ Biene Tuss Macker Flamme Puppe Alter
Macho Braut Freak Kumpel Mieze Tante Schnalle
3. Welches Wort passt nicht?
Jugendsprache/Jargon/Fachsprache/Slogan/Geheimsprache
4. Ohne das geht gar nichts! Was ist mit den folgenden Wörtern gemeint?
Knete/Kies/Moos/Flöhe/Zaster/Möpse/Mäuse/Piepen
5. Kennen Sie solche Leute?
Chauvi Knacki Fundi Grufti Realo Macho
Hirni Promi Fuzzi Softie Brutalo Schwuli
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