Aufgabe 1. Lesen Sie die folgende Reportage mehrmals konzentriert. — КиберПедия 

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Aufgabe 1. Lesen Sie die folgende Reportage mehrmals konzentriert.

2017-06-04 75
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Jede Tote erhöht die Quote

Die Kriminalität sinkt – aber die Angst davor steigt dramatisch

 


a) Hausen (Arne Kühn).Eine west­deutsche Kleinstadt, 20 Uhr an einem milden Sommerabend: Die Dämme­rung senkt sich über den historischen Stadtplatz mit der ehrwürdigen Lutherkirche, die auf alt gemachten Straßen­lampen legen ein weiches Licht über gemütliche Restaurants, Pilspubs, Stra­ßencafes. Seltsam nur – die Lokale sind fast völlig leer. Ähnlich gespenstisch wirkt die Menschenleere in den verwinkelten, aber hell beleuchteten Gassen und Straßen. Das ist nicht nur an diesem Sommerabend so. Ein Ergebnis hoh-er Arbeitslosigkeit? Weit gefehlt – die Arbeitslosenrate in Hausen liegt unter dem Bundesdurchschnitt, das Durchschnittseinkommen deutlich darüber.

b) Die wenigen Fußgänger wirken ge­hetzt, blicken mit unruhigen Augen von links nach rechts. Geht der Re­porter auf sie zu, weichen sie zurück. Irgendwann erbarmt sich einer und bekennt: „Ich habe Angst. Der Mör­der könnte noch immer hier sein. Man weiß das ja aus dem Fernsehen.“ Welcher Mörder? „Na der, der vor einem Jahr die Frau auf dem Stadtplatz niedergestochen hat.“ Und er verschwin­det schnell hinter einer Tür, die hörbar über eine Bat­terie von Schutzvorrichtungen ver-fügt.

c) Angst vor Mord und Totschalg in bundesdeutschen Städten, das ist kein Einzelfall, bestätigen Krimino­logen. Sie beschäftigen sich seit Jah-ren mit dem Verhältnis von Krimina­litätswahrnehmungen und tatsächli­cher Kriminalität. Schlagend sind ihre Forschungsbefunde: Bürger al-ler Al­tersklassen haben mehr Angst, Opfer einer Straftat zu werden, als die Statis­tik hergibt. Zwischen 1993 und 2003 nahmen zum Beispiel Mordfälle um 41 Prozent ab. Aber bei Befragun­gen unter einer repräsen­tativen Stichprobe von Bundesdeutschen ergab sich: Die Men­schen waren sicher, dass Mord­taten um 26 Prozent anstiegen. Das Gleiche gilt für viele andere Straftatbe­stände: Se­xualmord – tatsächlich ein Rückgang um 38 Prozent, wahrgenom­men eine Steigerung um 259 Prozent!

d) Die Diskrepanz von Glaube und

Wirklichkeit – sie wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. „Für Wohnungen in der Innenstadt findet man fast keine Mieter mehr“, berichtet der Vorsitzen-de des Hausbesitzervereins, und im Ge-werbeamt erfährt man, dass inner­halb der letzten zwei Jahre 15 von 32 Loka-len pleitegegangen sind. Nach sieben Uhr abends geht kaum mehr jemand durch die Straßen, trotz hoher Polizei­präsenz. „Früher fuhr ein Poli­zeiwagen etwa alle drei Stunden durch die Innen-stadt, jetzt zwei Wagen gleichzeitig während der ganzen Nacht. Dadurch möchten wir den Menschen Sicherheit vermitteln“, erläutert der Polizeichef Franz Wering. Doch befragt man die Leute, merkt man, dass dieser Polizei-einsatz genau den gegenteiligen Effekt hat. „Wenn so viel Polizei auf der Stra­ße ist“, so Marga­rethe Wirt, eine ältere Hausener Dame, „muss es hier ja ge­fährlich sein.“

e) Und dann fängt sie mit ritternder

Stimme an von der Woche zu berich- ten, als in Hausen alles anders wur­de, jener Woche im Mai vor einem Jahr. Zwanzig Jahre hatte es in Hausen kei-nen Mord gegeben, aber plötzlich zer-brach der Frieden der kleinen Stadt. Eine Frau war um Mitternacht auf dem Marktplatz erstochen wor­den, vom Tä­ter fehlte jede Spur. Wilde Gerüchte machten die Runde, das Lokal­fern­seh­en berichtete fast durchgehend von diesem Thema. Der Täter wurde nie gefasst. Das war für den Lokal-TV-Sender ein gefundenes Fressen: Man kaufte eine Serie auf, in der auf rei­ßerische Weise über ähnliche unge-klärte Mordfälle in Kleinstädten be­richtet wurde. Dass die Serie aus den USA stammte, war egal – sie zeigte Wirkung. Unglücklicherweise gab es ein paar Monate später noch einen abend­lichen Raubüberfall auf ein Juwelier­geschäft. Der Täter wurde diesmal zwar festgenommen, aber die Tat trug noch zur allgemeinen Hysterie bei.

f) Aus Kreisen der Kriminologen

wird denn auch bestätigt: Die Me-dien sind vor al­lem schuld an der Kriminalitätspanik. Weil jede Tat ta-gelang durch alle Schlagzeilen und Hauptnachrichtensendungen gejagt wird, weil „Reality-Soaps“ und „Reality-Dokus“ auf Dutzenden Ka­nälen zur besten Sende­zeit in die Wohnzimmer flimmern, weil täglich viele hundert Menschen in Kri­mis ermordet werden, ver­schiebt sich das Weltbild der Menschen. Gehirnwäsche könnte man es auch nen­nen. Natürlich – die Sender sind keine bösen Verschwörer, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzen wol­len, sie haben nur die Quote im Sinn. „Jede Tote erhöht die Quote“, so ein Fernsehmann zy­nisch, der namentlich nicht genannt werden will. Das Verrückte dabei ist: Selbst wenn das Fern­sehen plötz­lich über den tatsächlichen Rückgang der Kriminalität berichten würde, wür­de es keiner glauben – die Macht der kriminellen Bilderflut setzt an Uräng­sten an, und dagegen sind positive News oder erst recht positive Polizei-statistiken recht kraftlos. Dass Politiker auf den Zug aufspringen und gern von Gesetzesverschärfung reden und ihr „Wir-müssen-mehr-für-die-Sicherheit-tun“ – Blabla von sich geben, um als Macher dazustehen, verwundert da nicht...

g) Manchmal ist das Schicksal aller-

­­dings gerecht: Der Lokalsender, der die Hysterie so sehr geschürt hatte, ist in-zwischen pleitegegangen. Jetzt werden die Hausener, wenn sie abends statt im luftigen Straßencafe in ihrem muffigen Wohnzimmer hocken, nur noch vom normalen Wahnsinn aus den Flachbild-schirmen berieselt. So kann man auf dem schönen Hausener Marktplatz nur hoffen, dass irgendwann einmal Gras über diese Sache wächst und eine ge-wisse Normalität zurückkehrt. Auch wenn dazu das Bewusstsein gehört, dass pro Woche einige tausend Men­schen im Fernsehen ermordet werden. Im Fernsehen – oder in der Realität?


Westdeutscher Anzeiger, 5.8.2010

 

Aufgabe 2. Klären Sie als Erstes unbekannte Begriffe. Schlagen Sie im Wör-

terbuch nach, was folgende Ausdrücke bedeuten.

 


Kriminologie

repräsentativ

Diskrepanz

Polizeipräsenz

Quote

zynisch


 


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